Gefährdung
Alle 22 in Deutschland
vorkommenden Fledermausarten stehen auf der roten Liste ganz oben; drei Arten
gelten bereits als ausgestorben!
Die
Fledermausarten mit ihrem jeweiligen Gefährdungsgrad nach der roten
Liste (1998) |
|||
Fledermausart |
Gefährdungsgrad |
Fledermausart |
Gefährdungsgrad |
Mopsfledermaus |
1 |
Langflügelfledermaus |
0 |
Nordfledermaus |
2 |
Kleiner Abendsegler |
G |
Breitflügelfledermaus |
V |
Großer Abendsegler
¹ |
3 |
Bechstein-Fledermaus |
3 |
Rauhhautfledermaus ² |
G |
Große Bartfledermaus |
2 |
Zwergfledermaus |
D |
Teichfledermaus |
G |
Alpenfledermaus |
0 |
Wasserfledermaus |
0 |
Braunes Langohr |
V |
Wimperfledermaus |
1 |
Graues Langohr |
2 |
Großes Mausohr |
3 |
Große Hufeisennase |
1 |
Kleine Bartfledermaus |
3 |
Kleine Hufeisennase |
1 |
Fransenfledermaus |
3 |
Zweifarbfledermaus |
G |
0
= ausgestorben oder verschollen, 1 = vom Aussterben bedroht, 2 = stark
gefährdet, 3 = gefährdet; |
Ursachen für den Rückgang
der Bestände
Verantwortliche Faktoren:
-
Zerstörung
naturnaher Landschaften und Lebensräume, dadurch Verminderung von reich
strukturierten, artenreichen Grünflächen (z.B. die
Entfernung von Tot- und
Altholz bei Waldpflegemaßnahmen, Bepflanzung mit nicht einheimischen Pflanzen)
-
Beeinträchtigung der Ufervegetation von Gewässern durch Verbauen und
Freizeitaktivitäten
-
Zerstörung
von Fledermausquartieren (Abrissarbeiten oder Modernisierung von Altbauten,
hermetischer Abschluss von Dachböden,
Zerstörung oder völliger Verschluss von
unterirdischen Hohlräumen und alten Kellergewölben, Füllen von Hohlbäumen)
-
Neubau
von Gebäuden mit glatten Wänden und abgeschlossenen Räumen
- Einsatz
von für Warmblüter hochgiftigen Holzschutzmitteln in Fledermausquartieren
(z.B. Dachstühlen)
-
Starke
Beunruhigung und Tötung von Fledermäusen durch Menschen
-
Ungünstige klimatische Faktoren (erhöhte
Mortalität der aus dem Winterschlaf erwachenden Tiere und der Jungtiere bei längerem
nasskaltem Frühjahrs- oder Sommerwetter
-
Falken,
Habichte und Eulen (Dämmerung und Nacht)
-
Marder,
Wiesel und Katzen (Tagesquartiere)
-
Parasiten wie Milben, Zecken, Flöhe,
Wanzen und die Fledermausfliege
Der ökologische Nutzen
der Fledermäuse:
Fledermäuse spielen eine große
Rolle als Schädlingsbekämpfer, da sie im Verhältnis zu ihrer Körpergröße
sehr viele Insekten verspeisen: eine einzige Teichfledermaus verspeist etwa 4000
Insekten in einer Nacht, ein Mausohr etwa 40 große Laufkäfer. In einer Saison
vertilgt eine Fledermaus etwa das 30-fache ihres Körpergewichts an Insekten.
Zudem sind sie ein wichtiger Bioindikator: durch Bestandsaufnahmen läßt sich
im historischen Verlauf die Belastung des Ökosystems erkennen.
Möglichkeiten
des Schutzes
-
Fledermäuse
sind gesetzlich geschützt!
-
Wenn
Fledermäuse Dachböden oder Keller von Häusern als Sommerquartier nutzen, müssen
Reparatur- und Umbauarbeiten auf den Herbst verschoben werden, wenn die Tiere in
ihr Winterquartier umgezogen sind.
-
Wenn
Umsiedelungen unvermeidbar sind (z.B. Hausabbruch), sollte dies in eine
vergleichbare Umgebung erfolgen. Jedoch darf während der Jungenaufzucht keine
derartige Aktion durchgeführt werden.
-
In
Quartieren, in denen sich Fledermäuse während des Winterschlafs aufhalten,
sollten Ein- und Ausflugsöffnungen für die Tiere offen bleiben.
- Schaffung
neuer Quartiermöglichkeiten
Auswirkungen von Störungen
Generell sollten jegliche Störungen
der Fledermäuse vermieden werden. Tagsüber befinden sich die Fledermäuse in
ihrer Tageslethargie an ihren Hangplätzen. Werden sie aufgescheucht, können
sie sich leicht Verletzungen durch Verfangen in langen, offenen Haaren (was ihre
Panik noch mehr steigert) oder reflexhafte Abwehrbewegungen zuziehen.
Sehr viel schonender und auch interessanter ist es, Fledermäuse nachts aus der
Entfernung zu beobachten.
Im Frühjahr und Sommer findet die Jungtieraufzucht statt. Bei Störungen in
dieser Zeit können die Jungtiere abstürzen und sich dabei tödlich verletzen.
Besonders kritisch sind Störungen während des Winterschlafes. Hierauf
reagieren Fledermäuse mit extremem Stress, was ihre Fettreserven in hohem Maß
angreift und zum Verhungern der Tiere führen kann. Man sollte sich still zurückziehen
und nach Möglichkeit nicht sprechen (besonders auf Zischlaute mit ihrem hohen
Hochfrequenzanteil reagiert das Gehör der Tiere sehr empfindlich).
Findet man eine geschwächte
Fledermaus, kann man versuchen, sie mit Mehlwürmern aufzupäppeln (die Würmer
töten, etwas anquetschen und dem Tier anbieten). Auch Wasser sollte man ihnen
anbieten. Man muss die Tiere so schnell wie möglich wieder in die Freiheit
entlassen. Jungtiere sollte man nicht mit nach Hause nehmen, sondern, wenn sie
sich bewegen oder Laute von sich geben, liegen lassen. Die Alttiere werden es in
der Regel noch annehmen. Wenn sich das Junge nicht bewegt, ist es möglicherweise
unterkühlt. Man kann es in der Hand aufwärmen und es den anfliegenden
Alttieren auf der hochgehobenen Hand anbieten.
Eine verletzte Fledermaus kann man versuchen, mit einem weichen Lappen
aufzuheben (Handschuhe schränken das Gefühl ein und es wird leicht zuviel
Druck ausgeübt). Vorsicht: das Tier wird sich mit seinen scharfen Zähnen
wehren.
Wenn in der Umgebung kein Tierarzt vorhanden ist, der sich mit Fledermäusen
auskennt, kann er möglicherweise die Adresse eines Fledermausexperten nennen,
ansonsten kann man die nötigen Informationen über den örtlichen
Tierschutzverein erhalten oder man kontaktiert über das Regierungspräsidium
den Naturschutzbeauftragten.
Jede gefundene Fledermaus sollte man einem Fledermausexperten oder einer
Fledermausschutzgruppe melden.